Wie aus einem gebogenen einfachen Eschenbrett ein hochtechnisiertes Sportgerät wurde.
Paul Pangratz, Geschäftsführer
Wie aus einem gebogenen einfachen Eschenbrett ein hochtechnisiertes Sportgerät wurde.
Paul Pangratz, Geschäftsführer
Aus dem Arlberg Magazin, #1 – Winter 2013/14.
Damals ging es darum sich um die vielen Pferdefuhrwerke zu kümmern und noch wenige dachten da schon an den Wintersport. Doch Hermann und seine Frau Pia haben die Situation schon in den 1920iger Jahre erkannt und in Anbetracht der schon seinerzeit recht ansehnlichen Gruppen von englischen Winterurlaubern eines der ersten Sportgeschäfte in St.Anton gegründet.
1926 bereits startete Pangratz seine eigene Skiproduktion unter der Marke „Pangratz”. Skiproduktion in den 20er-Jahren hatte allerdings nichts mit heutiger Skifertigung gemein. Die Skier wurden aus vorwiegend heimischem Eschenholz größtenteils händisch während des Sommers gemacht, um sie dann im Winter an die Gäste zu verleihen und zu verkaufen. Das Aufbiegen der Skispitzen wurde mittels Dampf und einer martialischen Presse bewerkstelligt. Kanten oder gar Sicherheitsbindungen kannte man damals noch nicht.
Erst nach den Kriegsjahren – die auch die Skiproduktion im Hause Pangratz lahm gelegt hatten – wurden die ersten aufgeschraubten Kanten verarbeitet. „Die härteste Arbeit die es gibt”, wie Toni Pangratz, der Vater von Patrick zu berichten wusste. Als seinerzeit die Entscheidung anstand entweder ein großes Grundstück in Nasserein zu kaufen oder die Skiproduktion voran zu bringen und dafür eine Kreissäge zu kaufen – beides erforderte zu dieser Zeit in etwa die gleiche finanzielle Aufwendung – fiel die Entscheidung zugunsten der Kreissäge. Pioniergeist pur, vergleicht man die heutigen Grundstückspreise mit dem Wert einer Kreissäge. Toni Pangratz stieg 1960 nach einer abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung an der Handelsschule und einer Wagner-Lehre in den Betrieb seines Vaters Hermann ein und fertigte beinahe noch ein Jahrzehnt lang die damals sehr beliebten Pangratz-Skier.
Bis Ende der 60er Jahre wurden so jährlich mehrere hundert Paar Skier in einer nur 70m2 großen Werkstatt mit mehreren Mitarbeitern erzeugt. Der überwiegende Teil davon wanderte in den eigenen Skiverleih, der schon damals mit weit über 1.000 Paar Skiern imposant bestückt und der erste in St. Anton war. Erst als dann die großen Skiproduzenten – allen voran die innovative Fa. Kneissl, mit dem St. Antoner Karl Schranz als Zugpferd – die Produktion revolutionierten und Skier im großen industriellen Stil in großen Mengen fertigten, war für die kleinen regionalen Skiproduzenten wie Pangratz die Zeit abgelaufen. Nicht nur die verarbeiteten Materialien – zuerst schichtverleimte Hölzer, später Fiberglas – sondern auch die wesentlich effizientere und schnellere Maschinenfertigung zwangen die Kleinen zur Kapitulation.
Toni Pangratz und seine Frau Irene haben die Zeichen der Zeit erkannt und konzentrierten sich fortan ganz auf den schon in den 30er-Jahren gegründeten Sportfachhandel und bauten diese Kernkompetenz neben dem Verleih in den folgenden Jahren weiter aus. Bis zum heutigen Tage ist man diesem Weg treu geblieben und hat gemeinsam mit der Familie Ess Anfang dieses Jahrtausends dieses Geschäftsmodell auf noch solidere Beine gestellt und als INTERSPORT Arlberg den nächsten Schritt gemacht. An die Skiproduktion erinnern heute nur mehr wenige erhaltene Exponate, die in der Bar des Hotel „Anthony‘s” zu bewundern sind.
Wie Skiproduktion heute funktioniert, davon konnte sich die Führungs-Crew von INTERSPORT Arlberg Ende September im Atomic-Werk der Amer-Sports Company in Altenmarkt ein Bild machen. Dabei erinnerte nur mehr wenig an die Produktionsabläufe vergangener Tage, obwohl auch heute noch zahlreiche Arbeitsschritte tatsächlich händisch erledigt werden. Letztendlich aber ist die Skiproduktion im 21. Jahrhundert ein hochtechnisierter, in vielen Bereichen automatisierter maschineller Prozess. Das verlangen schon die unzähligen Modelle, die es für Rennläufern, Freerider und Allroundskifahrer gibt. Die Skiproduktion im eigenen Haus gehört zwar der Vergangenheit an, die Mitarbeiter von INTERSPORT Arlberg sind aber dennoch immer hautnah dabei und werden im Rahmen des Mitarbeiter-Entwicklungsprogramms 2020 stets auf den neuesten Stand gebracht, um schlussendlich Kundenwünsche verstehen und erfüllen zu können.